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Case Ma­nage­ment

Case Management

Geschichte

Case Management als Methode der Arbeit von Sozialdiensten wurde ab Ende der 70er Jahre in den USA entwickelt. Zwei Gründe:

- für die USA typische Zersplitterung sozialer Dienstleistungsangebote führt auf Klientenseite zu erheblichen Orientierungsproblemen, auf der Seite der Träger zu wenig effektiven Überschneidungen und Koordinationsproblemen

- das System sozialer Dienstleistungsangebote wurde im Zuge der konservativen, neoliberalen Politik der Reagan-Administration unter Druck gesetzt, soziale Dienste kostengünstiger und effizienter zu organisieren.

In Deutschland wird Case Management seit Ende der 80er Jahre verstärkt rezipiert.

 Gründe für die Notwendigkeit nach Wendt:

- zunehmende Differenzierung und Spezialisierung von Dienstleistungen macht eine Koordinatoion der Angebote notwendig

- Besonders in Multi-Problem-Familien angesagt, da es hier oft zu kontroproduktiven und die sozialen Dienstleistungen unnötig verteuernden Überschneidungen verschiedener Unterstützungsangebote kommt.

Begriff und Merkmale

Wird von seinen Vertretern als eine Weiterentwiclung der Einzelfallhilfe verstanden, mit einer Akzentverschiebung: Der Sozialarbeiter stürzt sich als Case Manager nicht länger in den Strudel psychohygenischer, therapeutischer Beziehungsarbeit (leistet sie aber beiläufig dennoch). Hervor treten dafür intersubjektiv auszumachende sachliche Bezüge, als da sind:

- lokale Bezüge (z.B. Belastungen und Chancen im Wohnquartier) - ökonomische Bezüge (z.B. Mangel an Arbeitsplätzen, schlechte Einkaufsmöglichkeiten) - politische Bezüge (Benachteiligungen und Machtlosigkeit der Betroffenen - Politisierung als Gegenmöglichkeit)

- kulturelle Bezüge (z.B. Eingliederungschwierigkeiten von Menschen aus einer Subkultur, Bildungslücken)

Das Aufgabenspektrum des Helfers verlagert sich von der psycho-sozialen Beziehungsarbeit zur organisierenden planenden, koordinierenden und kontrollierenden Abstimmung von Angebot und Nachfrage nach Unterstützung, wobei es primäres Ziel ist, potentiell auf die konkreten Problemlagen passende Hilfen ausfindig zu machen.

Es geht mithin um die Abstimmung der Systemlogiken der Dienstleistungsanbieter einerseits und der Lebensweltlogik der Klienten mit ihren spezifischen Nöten und Problemen andererseits mit der Absicht, bedarfsgerechte Versorgung ökonomisch vertretbar sicherzustellen. Vier Funktionen des Case Managements nach Lowy (1988):

- die Erfassung der Aufgabenstellung (assesment), d.h. die Analyse der Lebenssituation des Klienten und der daraus resultierenden Hilfeerfordernisse;

- die Planung der Dienstleistung (service planing), d.h. die gemeinsame Erarbeitung eines Hilfe- und Unterstützungsplanes mit dem Kienten;

- die konkrete Vermittlung der Unterstützung (brokering services), d.h. die Kontaktierung und Vermittlung an die konkret hilfeeistende Institution;

- das Handeln im kommunalen Kontext (comunity intervention), d.h. der Koordination der Hilfeleistungen im kommunalen Zusammenhang.

Abgrenzung zum Sozialmanagement: im Zentrum steht nicht die soziale Einrichtung, die es effizient und effektiv zu organisieren gilt, sondern der Fall (Klient), dem im Sinne von Effizienz und Effektivität ein optimales Unterstützungsnetzwerk einzurichten ist.

Vorrangige Arbeitsgebiete von Case Management: Behindertenhilfe, Hilgfe für chronisch psychisch oder physisch Kranke, Altenhilfe, Dienste in den Bereichen Gesundheitswesen und Pflege.

Elemente des Case Management

11 zentrale Bestandteile nach Wolf Rainer Wendt:

- die Nutzung eines Netzwerks von Einrichtungen und Diensten,

- die Eröffnung des Zugangs zu den Bestrebungen und Ressourcen des Dienstes seitens der Zielgruppe,

- die Erfassung der Stärken des Klienten und seines Hilfebedarfs, wobei die Betonung eher den Stärken als auf dem Problem liegt,

- die Entwicklung eines Unterstützungsplans nach Zielplanung mit dem Klienten,

- ein Vertrag zwischen Klient und Dienststelle und erforderlichenfalls weitere Einzelkontrakte,

- der Entwurf eines individualisierten Netzwerks sowohl der Dienste als auch der informellen Hilfen für und mit dem Klienten,

- die Durchführung des verabredeten Plans und die Mobilisierung der Netzwerke,

- Beobachtung des Ablaufs der Unterstützung gemäß Plan und nötigenfalls seine Abänderung,

- Evaluation zusammen mit dem Klienten, ob die abgesprochenen Aktivitäten ihren Zweck erfüllen,

- Formelle Beendigung der Unterstützung in Absprache mit dem Klienten und

- Nachsorge

Der Sozialarbeiter konzentriert seine Tätgkeit nicht mehr auf die Verhaltensänderung des Klienten mittels psychosozialer Interventionstechniken, sondern er findet den Kern seiner Aufgabe in Ermittlung, Konstruktion und Überwachung eines problemadäquaten Unterstützungsnetzwerkes, zu dem sowohl die informellen sozialräumlichen Ressourcen (Familie, Nachbarn, Freunde, vorhandene Infrastruktur etc.) gehören, wie auch die formellen Angebote des (sozialen) Dienstleistungssektors.

Der Case Manager übernimmt die intermediäre Rolle einer Schlüsselperson zwischen den Bedürftigen und den potentiellen Hilfsquellen.

Die Hilsquellen sollen nicht vom Sozialarbeiter auf dem goldenen Tablett serviert werden, es sollte vielmehr die Fähigkeit des Klienten gefördert werden, sich Hilfsquellen nach und nach selbst sachgerecht erschließen zu können.

Phasierungsmodell des Hilfeprozess im Case Management nach Lowy:

1. Einstieg:
a) Case finding: die Sozialarbeiter suchen jene Kienten in ihrem Wirkungskreis, die Hilfe bedürfen.
b) Pre-screening: innerhalb der Ppulation der Hilfebedürftigen werden jene ermittelt, die in besonderer Weise unterstützungsbedürftig sind.

2. Einschätzung: Das sogenannte Assesment erfolgt in Kooperation zwischen Sozialarbeiter und Klient. Die Informationsgewinnung erfolgt mithilfe eines strukturierten Interviews (Anleitungsbögen). Kernfragen:
a. Welche der Probleme oder Belastungssituationen bereiten den Betroffenen am meisten Schwierigkeiten bzw. bedeuten für die das größte Risiko?
b. In welchen Teilbereichen zeigen die Klienten eigene Stärken und Fähigkeiten, wo also können sie selber anpacken und Belastungen bewältigen (coping)
c. Welche Lösungsmöglichkeiten sind im gegebenen Stadium am besten geeignet - und entsprechen zugleich den Wertvorstellungen der Gefühlswelt und dem ganzen Hintergrund der Unterstützungsbedürftigen
d. Welches natürliche Unterstützungsnetzwerk haben die Klienten zur unmittelbaren und mittelbaren Verfügung, und wie werden die Bezugspersonen im Netzwerk reagieren. Die Informationsbeschaffung greift dabei neben dem Klienten auch auf andere Quellen innerhalb der "natürlichen" Netzwerke zurück.

3. Gezielter und planmäßiger Einsatz der Dienstleistungen - Verknüpfung von Klientensystem und Hilfeleistung: Zentrales Instrument ist der Pflegeplan (care plan), der sowohl allgemeine wie spezifische Ziele im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit bestimmten Einrichtungen fixiert und somit die Grundlage für eine spätere Evaluation der Hilfeleistung. Der Pflegeplan hat die Selbsthilfekräfte des Klienten und seiner natürichen Netzwerke ebenso zu berücksichtigen, wie die Abstimmung mit profesionellen Hilfsangeboten.

4. Ausführung des Case Managements, drei Aufgaben kommen dem Case Manager zu:
a. In bezug auf den Klienten: Informationen
b. Kontrolle des Klientenverhaltens im Sinne der im Pflegplan aufgestellten Anforderungen
c. In bezug auf die Abieter der Dienstleistungen und konkreten Einrichtungen: Überwachung der erbrachten Leistungen und deren Koordination. (Pflegeplan sollte Informationsverpfklichtungen festlegen)

5. Kontrolle und Evalution:
a. Abschätzungen während des Prozesses, um sicherzustellen, dass sie angebotenen Hilfen dem Stand der Hilfebedürftigkeit weiterhin entsprechen
b. Überprüfung, ob der Plan eingehalten wird und ob nicht evtl. eine Besserung eingetreten ist und die Nterstützung mithin beendet werden kann.

Drei zentrale Rollen des Case Managers nach Ballew/Mink:

- Berater: dem Kienten beizubringen, was er wissen muß, um für sich selber ein Netzwerk an Ressourcen zu entwickeln und sich diese Hilfsquellen auch zu erhalten.

- Koordinator: Entwicklung von Pläne und Abstimmung von Bedarf und Hilfeleistung.

- Anwalt des Klienten: Der Case Manager wirkt anwaltlich als Fürsprecher dahin, die nötige Hilfe zu erreichen, wenn die Ressourcen nicht zur Hand sind oder dem Klienten vorenthalten werden; andersmal setzt er sich dafür ein, das es dem Klienten weniger weniger kostet, den Ansprüchen der Gesellschaft zu genügen.

Literatur:

Galuske: Methoden der Sozialen Arbeit - Eine Einführung.1998. (S. 195 - 202)

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