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Interkulturelles Management: Türkei

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Türkische Kulturstandards

Kulturstandards sind hypotetische Konstrukte, d.h. sie sind nicht das Ergebnis ordentlicher, breit angelegter empirischer Erhebungen, sondern beruhen auf subjektiven Erfahrungen, sie sind also das Ergebnis qualitativer Forschung. Ein Land hat meistens keine homogene Kultur, sondern setzt sich aus vielen Subkulturen zusammen, was insbesondere für die Türkei gilt. Auch die Metropole Istanbul ist kulturell alles andere als einheitlich, sondern die Kultur hängt stark vom Stadtviertel ab, in dem man sich aufhält. Die Standards dieses Artikels beziehen sich auf das geschäftliche Leben in Istanbul und größeren türkischen Unternehmen. Das ländliche Leben und die Kultur in anatolischen Dörfern werden hier nicht behandelt. Das private Leben in den Familien ist ebenfalls nicht Gegenstand dieses Artikels, es geht um den Berufsalltag in türkischen Unternehmen.

Personen- und Beziehungsorientierung

In Deutschland und vielen anderen westlichen Ländern hängt die Wahrnehmung und Bewertung eines Sachverhalts, eines Geschäfts, einer Zusammenarbeit oder eines juristischen Vertrags weniger von den Personen ab, die die Sache vertreten, sondern die Bewertung erfolgt nach sachlichen, rationalen Kriterien.

Das ist in der Türkei anders: Handels- und Geschäftspartner, Arbeitskollegen und eigentlich alle Menschen, mit denen man im Alltag etwas abwickeln muss, sind als Mensch interessant und es wird versucht, eine harmonische Beziehung aufzubauen, die gepflegt werden muss. Wenn die persönliche Beziehungsebene schlecht wird oder nicht zugelassen wird, sind damit auch keine Geschäftsabwicklungen mehr möglich, obwohl sie profitversprechend sein können.

Anders als in Deutschland werden Person und Sache nicht getrennt. Um mit oder in einem türkischen Unternehmen eine langfristige Geschäftsbeziehung aufzubauen, muss eine freundschaftliche Beziehung entstehen. Türken sind untereinander sehr hilfsbereit und empfinden es als unhöflich, wenn sie diese Hilfsbereitschaft bei ihrem Gegenüber nicht finden können. Außerdem gehört es bei sozialer Begegnung dazu, sich nach dem Wohlbefinden des Anderen und seiner Familie zu erkundigen. Privates und Berufliches werden in der Türkei wie in Deutschland getrennt, wobei natürlich auch türkische Berufstätige selektieren, was sie von ihrem Privatleben preisgeben und was nicht. Tendenziell wird eher über positive Aspekte gesprochen und Probleme und weniger schöne Sachen eher außen vor gelassen, solange solche Themen nicht offensichtlich und unvermeidbar sind. Wenn sich zwei Menschen nicht wirklich sympathisch sind, wird trotzdem voneinander erwartet, sich zu bemühen. Es ist wichtiger, das Interesse und die Wertschätzung auszudrücken, als dass sie emotional kongruent ist.

Türken sind nicht wie Deutsche universalistisch, sondern partikularistisch (vgl. Trompenaars): In Bezug auf Regeln und Vorschriften ist die Beziehungspflege übergeordnet. Regeln und Vorschriften regeln das Verhalten von Menschen untereinander, die sich nicht kennen oder keine bzw. keine wichtige Beziehung haben. Regelverstöße und Fehlverhalten werden toleriert, wenn es sich um eine wichtige Beziehung handelt. Aber auch fremde Menschen verhalten sich untereinander ungern nach Regeln. Besonders dringliche oder dramatische Umstände werden den Mitmenschen vorgetragen, mit der Bitte, eine Ausnahme von der Regel zu machen. Gerechtigkeit wird an der Person und der Situation festgemacht, nicht an Gleichheit für alle.

Harmoniebestreben und indirekte Kommunikation

Geert Hofstede (2001) erklärt Kollektivismus als die Bevorzugung eines eng verbundenen Teils der Gesellschaft, in dessen Rahmen die Individuen von ihren Verwandten und weiteren Mitgliedern dieser speziellen In-Group erwarten können, dass sie sich um sie kümmern, in Austausch für unhinterfragte Loyalität. Über diese Gruppenzugehörigkeit definieren sich die Einzelnen. Die Gruppenmeinung ist wichtiger als die eigenen Überlegungen und Gefühle zu einem Sachverhalt. Mitglieder einer In-Group bemühen sich stets darum, sich untereinander harmonisch zu behandeln und in der Kommunikation einen Zustand der Harmonie aufrecht zu erhalten. In weniger gebildten Kreisen ist die In-Group die erste Informationsquelle. Die türkische Kultur ist kollektivistisch.

In der türkischen Gesellschaft kommuniziert man mit einem hohen Kontext (Hall, 1976), d.h. die Situation, in der bestimmte Informationen ausgetauscht werden, ist von Bedeutung. Wie etwas gesagt wird, ist wichtiger als die genaue Bedeutung der Worte. Man versucht die Kommunikation einträchtig, friedlich und übereinstimmend zu gestalten und spricht weniger schöne Sachverhalte indirekt an. Auf Höflichkeit wird in beruflichen Umfeld nie verzichtet. Verneinungen und Ablehnung werden nie mit einem klaren "Nein" ausgedrückt, was sehr unhöflich wirken würde. Ohne es direkt auszudrücken wird die Ablehnung hinter Anspielungen und Gesten versteckt. Kritik wird ebenfalls nicht direkt ausgesprochen, weil es den anderen in seiner Ehre verletzen würde, ganz besonders, wenn andere dabei sind (Gesichtsverlust). Kritik vor anderen Arbeitskollegen kommt nicht vor. Deutsche Menschen müssen erst lernen, die Kritik aus dem Gespräch herauszuhören und richtig zu verstehen. Wer keine direkte Kritik hört, kann nicht davon ausgehen, dass alles optimal verläuft. Am Beginn eines Gesprächs wird nicht sofort das Anliegen vorgetragen, sondern man zeigt seinem Gegenüber zunächst einmal Interesse an seiner Person und Wertschätzung, indem man sich nach dem Wohlbefinden erkundigt, nach der Familie fragt und kurz über Neuigkeiten austauscht. Es ist in der Türkei unhöflich und drückt Geringschätzung aus, wenn auf den Kontext verzichtet wird.

Stefan Enders (2014) empfielt: „Stellen Sie sich darauf ein, dass Ihnen ihr türkischer Partner mit einem hohen Maß an freundlicher Höflichkeit und Respekt entgegentreten wird. (…) Nutzen Sie vor jeder Verhandlungsrunde obligatorischen, ausgiebigen Smalltalk, um im Austausch mit Ihren türkischen Verhandlungspartnern für angenehme atmosphärische Rahmenbedingungen zu sorgen. (…) Tragen Sie zu einer freundlichen gelassenen Stimmung bei, indem Sie den von Respekt und Höflichkeit geprägten türkischen Kommunikationsstil erwidern. (…) Die Türken sind sehr humorvolle Menschen und erzählen sich gerne Witze. Halten Sie daher selbst humorvolles parat, um an geeigneter Stelle Ihren Beitrag für eine gelöste Atmosphäre zu leisten."

Tabuthemen

Kritische Themen, die den türkischen Gesprächspartner in Verlegenheit bringen können, sind vor allem politischer und religiöser Natur. Zu diesen Tabuthemen gehören allen voran der Krieg mit der Terrororganisation PKK (Arbeiterpartei Kurdistans) und der Putschversuch vom 15. Juli 2016. Gespräche über die Bewegung von Fethullah Gülen, die auch als Terrororganisation FETÖ (Fethullahçı Terör Örgütü) angesehen wird, sollten ebenso gemieden werden wie Diskussionen über den Republiksgründer Mustafa Kemal Atatürk, den Militärputsch in den 1980er Jahren (Kenan Evren) oder den Regierungsstil von Recep Tayyip Erdoğan. Die Proteste gegen die Überbauung des Gezi Parkı in Istanbul Beyoğlu im Jahr 2013, die Konflikte mit den Armeniern im Osmanischen Reich zwischen 1894 und 1918, die griechischen Inseln im ägäischen Meer, die international nicht anerkannte Türkische Republik Nordzypern und der Umgang mit Menschenrechten in der Türkei sind ebenfalls problematische Themen. Gegenüber der Religion (sunnitischer Islam) sollten sich Gäste in der Türkei immer respektvoll verhalten. Auch kemalistische und andere nicht-konservative Türken sind meistens gläubig und stolz auf ihre Religion. In diesem Sinne wird es von so gut wie allen Türken übel genommen, wenn man sich über Aspekte des Islams belustigt oder abfällig äußert. Während man Frauen leicht ansehen kann, dass sie zu der konservativen, streng religiösen Gruppe der Bevölkerzung gehören, kann man sich bei Männern sehr leicht täuschen und ihre Einstellung völlig falsch einschätzen.

Hierarchieorientierung

Türkische Menschen akzeptieren unterschiedliche Machtverteilung und hierarchische Unterschiede sehr stark (vgl. Hofstede 2001). Es gibt im Alltag viele Wörter, die das ausdrücken. So werden Menschen mit einem Lehrberuf ausüben auch in ihrer Freizeit im nicht beruflichen Umfeld mit „Hocam“ (Mein Lehrer) angesprochen, Ärzte sind überall „Doktor Bey“ (Herr Doktor), auch bei den Nachbarn. Im handwerklichen Bereich wird die Anrede "Ustam" (mein Meister) verwendet.

Es ist vollkommen unüblich, Vorgesetzte oder andere hierarchisch höher stehende zu kritisieren. Flache Hierarchien und Teamwork irritieren türkische Mitarbeiter und sind unüblich. Während die Vorgesetzten absolute Autorität genießen, gehen die Untergebenen nicht davon aus, dass ihre Vorgesetzten von ihnen keine Lösungsvorschläge oder Verbesserungen hören möchten, wenn sie nicht danach gefragt werden. Von einem Vorgesetzten wird erwartet, dass er sagt, was gemacht werden soll. Wenn er seine Mitarbeit fragt, wie etwas gemacht werden soll, wird das als Schwäche oder mangelnde Kompetenz wahrgenommen.

Auch an der Universität erwarten die Professoren von den türkischen Studenten keine Kritik oder Infragestellung. Was in Deutschland als den Unterricht bereichernd und als wertvolle Diskussion angesehen wird, ist in der Türkei unhöflich. An türkischen Universitäten haben die Professoren und Lehrenden ein eigenes Restaurant nur für sie, während die Studenten und einfachen Angestellten in die normale Mensa gehen.

Türkische Vorgesetzte sind aber nicht nur autoritär, sondern sind dabei paternalistisch, d.h. sie haben aber eine väterliche Verhaltenskomponente. Sie fühlen sich für das Wohlergehen ihrer Mitarbeiter verantwortlich, auch für Bereiche, die über das berufliche Umfeld hinausgehen. Es wird versucht, zu helfen und zu unterstützen.

Traditionell sind Männer in der Hierarchie höher als Frauen gestellt, was aber nicht in großen internationalen Unternehmen der Fall sein muss. Je höher der Bildungsgrad und je internationaler das Unternehmen ausgerichtet ist, desto mehr wird eine berufliche Gleichheit von Mann und Frau akzeptiert.

Anders ist es mit dem Respekt vor Älteren. Überall in der Türkei verhält man sich älteren Menschen gegenüber respektvoll. Kinder lernen bereits, ihren älteren Bruder mit „Abi“ und ihre ältere Schwester mit „Abla“ anzureden. Diese Wörter werden auch unter Erwachsen im Alltag weiter gebraucht. Der jüngere Mann redet den älteren Mann mit „Abi“ an, die ältere Frau mit „Abla“. In öffentlichen Verkehrsmitteln bietet man alten Menschen immer einen Platz an, im Krankenhaus werden alte Menschen vorgelassen, auch wenn man gewartet hat und jetzt endlich selber an der Reihe wäre. In traditionellen Familien haben die Älteren den größten Redeanteil und auf sie wird gehört.

Die hierarchischen Unterschiede drücken sich auch in großen Gehaltsunterschieden aus. Viele lieben es, ihre gesellschaftliche Position mit Statussymbolen auszudrücken, wobei das Auto an erster Stelle steht. Dem aktuellen Marken-Smartphone wird auch eine hohe Bedeutung beigemessen. Die Türken lieben auch hochwertige, teure Kleidung und gehobene Restaurants. In Istanbul geben manche Familien bei einem Restaurantbesuch das Monatsgehalt eines türkischen Arbeiters aus.

Große Bedeutungsbeimessung des äußeren Erscheinungsbildes

Wie in dem meisten Ländern am Mittelmeer schenken auch die Türken dem äußeren Erscheinungsbild anderer und von sich selbst mehr Aufmerksamkeit als Deutsche. Lockere bequeme und lässige Kleidung ist überhaupt nicht poulär. Deshalb spenden Türken viel von ihrer Zeit und ihrem Geld dem äußeren Erscheinen. Die Kleidung sollte in der Türkei unbedingt dem Anlass angemessen sowie elegant und gepflegt sein. Wenn etwas zelebriert oder gefeiert wird, kleidet man sich in der Türkei noch schicker als im normalen Berufsalltag. In vielen türkischen Unternehmen tragen die Mitarbeiter täglich Anzug und Krawatte, mindestens ein Hemd, Jeans und Pullover werden nicht getragen. Auch in ihrer Freizeit tragen die meisten Türken keine kurzen Hosen und T-Shirts.

Hohe Unsicherheitsvermeidung

Unsicherheitsvermeidung drückt den Grad aus, in dem sich Mitglieder einer Gesellschaft durch Unsicherheit und Ambiguität (Doppeldeutigkeit) unwohl fühlen. Die fundamentale Frage ist dabei, wie eine Gesellschaft mit der Tatsache umgeht, dass die Zukunft immer unbekannt bleibt. Soll die Zukunft kontrolliert werden oder soll man sie einfach passieren lassen? (Hofstede 2001). Wer die Türkei kennt, weiß, dass das Ergenis der GLOBE-Studie (Robert House u.a. 2004), das der Türkei eine gringe Unsicherheitsvermeidung attestiert, nicht richtig sein kann. Es ist so, wie es Geert Hofstede ursprünglich richtig gemessen hat: Die Türken zeigen eine starke Unsicherheitsvermeidung, das heißt, sie halten rigide Glaubens- und Verhaltensregeln aufrecht und tolerieren kein unkonventionelles Verhalten und keine alternativen Ideen (Hofstede 2011). Selbst in der großen Metropole Istanbul halten sich Restaurants mit ausländischem Essen nicht lange, die Türken bleiben bei ihrem Essen und bei ihren Traditionen. Alternative Bewegungen haben wenig Chancen und bleiben klein am Rand der Gesellschaft. Situationen des alltäglichen Lebens sind genau durchstrukturiert. Es gibt feste Abläufe und Elemente für alle möglichen Situationen. Zum Beispiel ist der Besuch einesVerwandten oder guten Freundes genau strukturiert. Es ist festgelegt, wann es welches Essen gibt, wann der Tee kommt, wer dabei welche Aufgabe hat und natürlich muss der Gast ein Geschenk mitbringen. Am Tag vor dem Besuch wird die Wohnung gründlichst aufgeräumt. Türken wissen auch genau, wie sie sich in welcher Situation kleiden, die Spielräume dabei sind sehr eng. Es gibt feste Rituale und Gepflogenheiten für alle möglichen Situationen. Tradionell ist auch genau festgeklegt, wie sich ein Mann um eine Frau zu bemühen hat. Dabei ist die ganze Familie eingespannt und alle wissen die feinen, nicht offensichtlichen Mimiken und Gesten zu interpretieren, so dass keine Unsicherheiten aufkommen können. Die oben vorgestellten steilen Hierarchien und Kommunikationsregeln tragen ebenfalls zur Unsicherheitsvermeidung bei.

Ungleiche Frauen- und Männerrollen

Alexander Reeb und seine Mitautoren (2011) erklären: "In der Türkei sind Ehre und Ansehen extrem wichtig. Hinter dem Ehrbegriff (namus) verbirgt sich vor allem die Regulierung der Geschlechterbeziehungen. Frauen werden von Familienmitgliedern, aber auch Nachbarn und Bekannten, sozial kontrolliert. Es gilt, die Trennung von Frauen und Männern räumlich und sozial aufrecht zu erhalten. Andernfalls verliert die Frau" und mir Ihre ganze Familie die Ehre. "Ansehen (şeref) bezieht sich auf den Außenbereich der Gesellschaft. Der Begriff beinhaltet die männliche Verpflichtung, die Ehre der Frauen aus der Familie zu schützen und Stärke – auch im beruflichen Leben – zu zeigen. Şeref muss man sich verdienen. Durch Großzügigkeit, Gastfreundschaft und korrekte Machtausübung wird şeref gestärkt."

Diese tradionellen Konzepte sind heute je nach Bildungsgrad und Wohnort der Familien unterschiedlich stark ausgeprägt, aber bestimmen in jedem Fall die Selbstwahrnehmung von Männern und Frauen. Männer dürfen sich einfach mehr erlauben und sind es gewohnt, den Ton anzugeben. Frauen tragen mehr Verantwortung für ihr Verhalten und sind deshalb zurückhaltender und kontrollierter, weshalb sie oft benachteiligt werden, und daran gehindert werden, sich ihren Talenten und Begabungen entsprechend voll und ganz zu entfalten. Von berufstätigen Frauen wird oft erwartet, dass sie sich trozdem alleine ohne weitere Hilfe um den Haushalt und die Erziehung der Kinder kümmern, so dass sie eine Karriere viel mehr Kraft kostet, als einem Mann.

Flexible Zeitorientierung

In genauen zeitlichen Strukturen zu denken und diese genau einzuhalten, ist etwas, was Deutsche im internationalen Vergleich besonders gut beherrschen. Bei Deutschen spielen zeitliche Strukturen auch im automatischen Denken eine Rolle, weshalb die Umsetzung zeitlicher Planungen bei Deutschen meistens sehr erfolgreich ist, ohne dass es von ihnen als sehr mühevoll empfunden wird. Deshalb schneiden natürlich auch die Türken im Vergleich schlechter ab. Aber in türkischen Unternehmen und in gebildeten Kreisen gelingt Pünktlichkeit und die Einhaltung zeitlicher Absprachen in einem akzeptablen Maß. Anders als in Deutschland wird es in der Türkei nicht als unhöflich empfunden, wenn sich jemand verspätet. Insgesamt hat man in der Türkei und besonders in Istanbul aufgrund der Verkehrsituation viel mehr Verständnis und Toleranz für Verspätungen. Aber wenn es unbedingt erforderlich ist, können auch Türken auf die Minute pünktlich sein. Stefan Enders (2014) empfielt: „Auch wenn Sie über eine schriftliche Bestätigung Ihres Termins verfügen: Rufen Sie kurz vorher Ihre Verabredung noch einmal telefonisch in Erinnerung.“

Geringe Körperdistanz

In der Türkei ist die Körperdistanz unter Gleichgeschlechtlichen geringer als in Deutschland. Das macht sich besonders in öffentlichen Verkehrsmitteln und überfüllten Warteräumen bemerkbar. Aber umgekehrt ist dort und auch überall in der Öffentlichkeit der Körperkontakt zwischen Männern und Frauen tabu. So vermeiden es auch die meisten Türkei in den öffentlichen Verkehrsmitteln, sich so hinzusetzten, das Körperkontakt zwischen Männern und Frauen entstehen könnte. Dagegen sind Berührungen unter Gleichgeschlechtlichen häufig und stellen ein Zeichen für Sympathie dar. "Auch Männer untereinander berühren sich oft. Geschäftspartner fassen sich z. B. am Arm an oder begrüßen sich mit der traditionellen Wangenberührung." (Reeb u.a. 2011)

Literatur:

Alexander Reeb, Judith Reeb, Ulrike Bollmann, Alexandra Shatup. Türkei – Länderspezifische Infos. Berlin: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. (DGUV), 2011 [download]

Edward Twitchell Hall. Beyond culture. New York: Anchor Books, 1989

Geert Hofstede. Culture’s Consequences: Comparing Values, Behaviors, Institutions, and Organizations Across Nations. Second Edition, Thousand Oaks CA: Sage Publications, 2001

Robert J. House, Paul J. Hanges, Mansour Javidan, Peter W. Dorfman, Vipin Gupta. Culture, Leadership, and Organizations: The GLOBE Study of 62 Societies. Los Angeles: SAGE Publications, 2004

Stefan Enders, Bülent Arslan. IHK Pocket Guide Türkei: Interkulturelle Kompetenz für die "Westentasche". Neuss: Industrie- und Handelskammer (IHK) Niederrhein Geschäftsbereich International, 2014 [download]

 

Wie können Studenten diesen Artikel zitieren? Volker Andreas Müller. Interkulturelles Management: Türkische Kulturstandards. Istanbul: 2017 abgerufen von : https://media-vm.de (Datum des Abrufs)

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